Wo sind die AI-Agenten?

Beitrag von Dietmar Müller

Chefredakteur Beyond Buzzwords

25. April 2025

 

Nichts weniger als eine Revolution wurde uns versprochen, mit ähnlichen Auswirkungen auf das Business wie das Internet oder die Cloud:

AI-Agenten sollten in diesem Jahr die Unternehmen fluten. Tatsächlich veröffentlichen allenthalben große und größere Player Toolsets, um diese autonomen und intelligenten „Agenten“ zu basteln. Wirklich wahrnehmbar sind sie aber immer noch nicht.

 

Aber es gibt sie: Zendesk beispielsweise offeriert AI-gesteuerte Chatbots an, die sich in Kundendienst-Plattformen integrieren lassen, um Antworten zu automatisieren und den Service sofort zu verbessern. Salesforce bietet vorgefertigte AI-Tools für die Vertriebs- und Marketingautomatisierung, mit denen Unternehmen Kundeninteraktionen anpassen und Kampagnen einfach optimieren können. Amazon verbessert die Effektivität seines Logistik- und Lieferkettenmanagements durch die Implementierung von Agenten und hat so umfassendes Echtzeit-Tracking, Bestandskontrolle und prädiktive Analysen eingeführt. AI-Agenten innerhalb der Azure-Plattform von Microsoft ermöglichen es, komplexe Abläufe zu automatisieren und die Entscheidungsfindung zu optimieren. Im Gesundheitswesen der USA unterstützt der AI-Agent IBM Watson Health die klinische Entscheidungsfindung.

Trotz bzw. gerade wegen dieser Beispiele könnte man den Eindruck gewinnen, es würde hier viel Wind um wenig Substanzielles gemacht. Schon sprechen erste besonnene Stimmen davon, dass man den Terminus „Agent“ durch den gängigeren Begriff „App“ ersetzen und damit der Marketing-Magie den Stecker ziehen sollte.

 

Aber lassen wir uns nicht täuschen: Ähnlich wie bei Internet und Cloud Computing muss die Revolution erst in die Gänge kommen.

Einem brandneuen Report zu AI-Agenten von den Marktforschern von MarketsandMarkets zufolge werden wir bald ein erhebliches Wachstum sehen, der Markt für AI-Agenten beziehungsweise -Apps werde von 7,84 Milliarden Dollar in diesem Jahr auf beachtliche 52,62 Milliarden Dollar im Jahr 2030 anwachsen. Das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 46,3 %. Diese und ähnliche Prognosen dürfen Sie ruhig ernst nehmen, wie gesagt haben sich vergleichbare Prognosen zum Internet und der Cloud nach einer ruhigen Anfangsphase durchaus bewahrheitet.

Es werden ja wirklich vorgefertigte und einsatzbereite AI-Agenten benötigt, deren Implementierung nur minimale technische Kenntnisse erfordert. Der Hauptgrund für deren Einführung liegt allem voran im steigenden Bedarf an Automatisierung, die Unternehmen stehen unter dem Druck, Abläufe zu rationalisieren und Kosten zu senken. AI-Agenten automatisieren wie oben gesehen heute schon effektiv wiederkehrende Aufgaben und analysieren große Datensätze. Sie können mehrere Anfragen gleichzeitig bearbeiten, was schnellere Antworten ermöglicht und es menschlichen Agenten ermöglicht, sich auf komplexe Probleme zu konzentrieren. Automatisierung steigert zudem die Effizienz und ermöglicht es Unternehmen, ihre Dienstleistungen ohne zusätzliches Personal zu erweitern. AI-Agenten sind daher entscheidend für Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit.

Und an Nachschub wird es nicht fehlen. Zu den wichtigsten Akteuren auf dem Markt für AI-Agenten zählen Google (USA), Amelia (USA), IBM (USA), OpenAI (USA) und AWS (USA). Zu den KMU und Startups zählen Fluid AI (Indien), Stability AI (Großbritannien), Cognigy (Deutschland), Aisera (USA) und Cognosys (Kanada). Wie man sieht, ist das Land der Dichter und Denker sowie der Erfinder schwer ins Hintertreffen geraten. Entsprechend werden die USA wieder einmal eine führende Position im Markt für AI-Agenten einnehmen, die Marktführer nutzen die Technik – wie gesehen - heute schon ausführlich.

Zaudern und Zögern wird sich rächen – der deutsche Mittelstand ist für seine besonnene Haltung bekannt, aber ähnlich wie beim Internet und dem Cloud Computing werden wir der Übermacht aus den USA dadurch nicht Paroli bieten können. Wo ist die SAP? Wo eine Software AG, die groß in dieses Segment einsteigt? Und wo bleiben die Anwender, die den Sprung wagen?

 

 

 

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