Warum Low-Code für das ERP?

Beitrag von Dr. Dietmar Müller

Chefredakteur Beyond Buzzwords

30. September 2025

Low bzw. No-Code-Plattformen wachsen rasant, und das aus gutem Grund: Sie helfen ERP-Anwender:innen, ihre Webshops und andere Außenstellen anzubinden und gewinnbringend zu verwalten. Und zwar mit minimalem Aufwand.

Enterprise Resource Planning (ERP)-Systeme sind – das müssen wir an dieser Stelle sicherlich nicht ausführen - das Rückgrat eines Unternehmens und verwalten Kerndaten wie Lagerbestände, Kundeninformationen, Bestellungen und Rechnungen. Jeder Anwender und jede Anwenderin weiß aber auch, dass diese Systeme gelegentlich komplex, unflexibel und teuer in der Anpassung sind. Das führt dazu, dass z. B. Webshops, die auf neue Marktanforderungen schnell reagieren müssen, Schwierigkeiten dabei haben, in Echtzeit mit den Daten des ERP-Systems zu synchronisieren.


Die Lösung: Low-Code als Integrationsschicht

Low-Code-Plattformen können in so einem Fall als eine Art Middleware oder Integrationsplattform fungieren. Sie bieten nämlich eine visuelle Entwicklungsumgebung, in der vorgefertigte Konnektoren und Module per Drag-and-drop verbunden werden können. So lassen sich komplexe Prozesse zwischen dem Webshop und dem ERP-System ohne umfangreiche Programmierung automatisieren. Und zwar in Echtzeit! Mit Low-Code können Daten ohne nennenswerte Verzögerung zwischen dem Webshop und dem ERP-System ausgetauscht werden. Wenn ein Kunde oder eine Kundin eine Bestellung aufgibt, wird der Lagerbestand im ERP-System sofort aktualisiert. Das verhindert beispielsweise, dass Produkte verkauft werden, die nicht mehr vorrätig sind. Oder das mittlerweile nicht mehr gültige Preise genannt werden.
Das ist gar nicht so trivial: B2B-Webshops haben oft sehr spezifische Anforderungen, wie Rabatte, komplexe Bestellprozesse oder eben individuelle Preise. Anstatt das ERP-System teuer anzupassen, kann man diese Logik einfach auf einer Low-Code-Plattform erstellen und diese dann mit dem ERP-System verbinden. So bleibt das ERP-System im Standard, was Updates und Wartung vereinfacht.

Low-Code ermöglicht dafür die schnelle Entwicklung von mobilen Apps oder auch Kundenportalen, die direkt auf die Daten des ERP-Systems zugreifen. Kund:innen können beispielsweise online den Status ihrer Bestellung, ihre Rechnungen oder personalisierte Produktempfehlungen einsehen, ohne dass hierfür eine aufwändige individuelle Programmierung nötig ist. Unternehmen können neue Produkte, Aktionen oder sogar komplett neue Webshop-Funktionen zudem vergleichsweise schnell umsetzen. Den die Zeit, die traditionell für die Programmierung von Schnittstellen benötigt wird, entfällt.

Low/No-Code ist eine strategische Unternehmensentscheidung

Die Vorteile von Low/No-Code-Plattformen gehen jedoch über die Integration von Systemen hinaus. Sie haben das Potenzial, die Art und Weise, wie Unternehmen arbeiten, grundlegend zu verändern. Das fängt bei der Time-to-Market an: Neue Ideen für Anwendungen können in Tagen oder Wochen statt in Monaten umgesetzt werden. Denn durch die visuellen Bausteine und vorgefertigten Module entfällt ein Großteil des manuellen Programmierens. Das ermöglicht es Unternehmen, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren und neue Geschäftsmodelle auszuprobieren.

Dafür muss auch kein „Umweg mehr über die IT-Abteilung gemacht werden, die in der Regel sowieso personell unterbesetzt ist. Low/No-Code-Plattformen ermöglichen es auch Mitarbeitenden aus Fachabteilungen wie dem Marketing, dem Vertrieb oder dem Personalwesen, mehr oder weniger komplexe Anwendungen selbst zu entwickeln. Diese „Citizen Developers“ kennen die Geschäftsprozesse und können Lösungen erstellen, die genau auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind, ohne wie gesagt auf die IT-Abteilung warten zu müssen: Low/No-Code-Plattformen schaffen dafür eine gemeinsame visuelle Sprache. Die Fachabteilungen können ihre Anforderungen direkt in der Plattform modellieren, was Missverständnisse mit der IT-Abteilung reduziert und die Zusammenarbeit verbessert.

Aber nicht nur dem Mangel an IT-Spezialist:innen wird damit abgeholfen, Low/No Code spart auch bares Geld, denn die Kosten für die Entwicklung von Apps sinken, da weniger spezialisierte und teure Programmierer:innen benötigt werden. Die interne Erstellung ist oft kosteneffizienter als die Beauftragung von externen Agenturen. Und auch durch die Automatisierung von manuellen und repetitiven Aufgaben werden Betriebskosten gesenkt.

Eine zentrale Verwaltung macht Lows Code narrensicher

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Low/No-Code nicht nur ein Werkzeug zur Erstellung von Software ist, sondern eine strategische Unternehmensentscheidung sein kann, um Innovation, Effizienz und die Agilität in einem sich schnell verändernden Marktumfeld zu steigern. Und zwar ganz sicher: Viele Plattformen bieten eine zentrale Verwaltung, die es der IT-Abteilung ermöglicht, die Sicherheit, den Zugriff und die Governance der von den Fachabteilungen erstellten Anwendungen zu gewährleisten. Diese können übrigens vergleichsweise unkompliziert mit wenigen Klicks modifiziert werden. Und zwar deutlich schneller und einfacher als bei herkömmlichen Code-basierten Systemen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Low-Code-Plattformen die Integration vereinfachen und die Agilität von Unternehmen steigern. Sie machen die digitale Transformation zugänglicher, indem sie die Abhängigkeit von teuren IT-Expert:innen verringern und es den Fachabteilungen ermöglichen, eigene Lösungen zu entwickeln.

 


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