Ein ERP-System ist das Rückgrat eines mittelständischen Unternehmens, das partnerschaftliche Ökosysteme zusammenhält und für Fortgang der Produktion sorgt.
Genau dort, im Herzen eines Unternehmens, kann auch die Lieferketten nachhaltig verzurrt werden, was nicht nur der Firma, sondern auch der Umwelt zugutekommt.
Seit Jahren wird es zunehmend ungemütlich in Europa. Zwei Jahren Corona mit all ihren Implikationen für die Geschäftswelt, der Ukraine-Konflikt und ein speziell in Deutschland katastrophales Wirtschaftsklima nagen an uns. Politische Entscheidungen trieben die Kosten für Energie und andere Ressourcen in bislang unvorstellbare Dimensionen. Den durch Corona angefachten Materialmangel bekommt auch niemand unter Kontrolle – das alles sorgt für angespannte Lieferketten, die Dank des im vergangenen Sommer in Kraft getretenen Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) auch noch vollumfänglich Informationen über alles und jeden Beteiligten liefern müssen.
„Lieferkettenengpässe behindern die wirtschaftliche Erholung, verlangsamen das Wachstums und führen zu wachsender Inflation und Verzögerungen, die wiederum das verarbeitende Gewerbe behindern“, so die Europäische Kommission. McKinsey-Partner Knut Alicke mit Sitz in Stuttgart bezeichnet daher die Resilienz von Lieferketten als den neuen „Heiligen Gral“ der Unternehmens-IT. Resilienz besteht in den Augen des Analysten vor allem in Transparenz: „Sie wollen Transparenz haben und in der Lage sein, schnell zu entscheiden.“ Dafür müssten Unternehmen allen voran ihre Beziehungen analysieren, und zwar tiefgehend.
Die Lieferkette benötigt mehr Transparenz
Für Alicke ist daher das Supply-Chain-Risikomanagement fest mit einer mehrstufigen Transparenz verknüpft: „Das bedeutet, dass viele Unternehmen nicht nur Einblick in ihre First-Tier-Lieferanten – also ihre direkten Lieferanten - haben, sondern auch noch in die vierte, fünfte Stufe der Produktion. Mittels Transparenz erkennen sie, was schief läuft, und ein Frühwarnsystem sorgt dafür, dass sie proaktiv etwas dagegen tun können.“
Transparenz sorgt also für mehr Resilienz. Dabei ist der Begriff der organisatorischen Resilienz kein neuer: Die Fähigkeit eines Unternehmens, sich dem Unvorhergesehenen erfolgreich zu stellen, war schon immer ein Kernelement für Erfolg. Da jedoch die Anzahl und Art der Bedrohungen für die Lieferkette heute größer ist als je zuvor, hat die Widerstandsfähigkeit im Supply Chain Management eine noch größere Bedeutung erlangt.
Stellschrauben für frische Luft
Mit welchen Methoden kann aber nun für ein Mehr an Transparenz in der Lieferkette gesorgt werden? Eine wichtige Stellschraube ist dabei ganz klar das ERP-System. Als Schaltzentrale des Unternehmens lässt sich hier erkennen, ob alle vorhandenen Informationen optimal ausgewertet, Berichtspflichten eingehalten, Mindeststandards umgesetzt sowie Fehlzeiten, Beschäftigungsquoten und andere Kennzahlen analysiert werden. Das ERP-System ermöglicht es zudem, die Prozesse eines Unternehmens zu digitalisieren, um Zeit und Ressourcen einsparen zu helfen. Das kommt nicht zuletzt dem Klima zugute.
Wesentliche Ansatzpunkte sind unter anderem:
- Predictive Maintenance: Ein gutes ERP-System offeriert Planungs- und Forecast-Anwendungen, die üblicherweise mit Artificial Intelligence (AI) unterfüttert sind.
- Predictive Maintenance erkennt Störungen, bevor sie auftreten. Sie ermöglicht auch auf Basis der von Sensoren gewonnenen Mess- und Produktionsdaten eine vorausschauende Wartung von Maschinen und Anlagen.
- Ein ERP-System kann auch die Warenflüsse zurückverfolgen und für die Zukunft optimieren. Informationen über alle an der Lieferkette Beteiligten sorgen zudem für einen schmalen Fuß im Hinblick auf die CO₂-Bilanz. Es kann auch die Lieferanten identifizieren, die besonders nachhaltig produzieren.
- Produktionsprozesse werden mittels maschinellen Lernens (ML) so ausgerichtet, dass sie wenig Ausschuss erzeugen.
- Ein ERP-System sorgt in der Disposition, der Lagerverwaltung und beim Einkauf für mehr Effizienz, was wiederum der Umwelt und dem Klima zugutekommt. Es kann beispielsweise automatisch optimale Bestellzeitpunkte und -mengen aufzeigen, um klimaschädliche Einzellieferungen unnötig zu machen.
- Über die Cloud lassen sich Prozesse entlang der Supply Chain unternehmensübergreifend verknüpfen. Mitarbeiter mobil – sie können von überall aus arbeiten. Das spart Anfahrtswege und schont das Klima.
- Integrierte ERP-Systeme wirken der redundanten Datenhaltung in verteilten Anwendungen entgegen, so wird massiv Energie eingespart.
- Ein ins ERP integriertes Dokumentenmanagement macht Papier überflüssig, egal, ob es sich um Bestellungen, Angebote oder Rechnungen handelt.
Darüber hinaus sorgt ein ERP-System dafür, dass ein Unternehmen dem eingangs angesprochen Lieferkettengesetz (CSDDD) entsprechen kann: Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden sind dazu verpflichten, regelmäßig einen Nachhaltigkeitsbericht zu veröffentlichen. Auch hier spielt die Transparenz eine entscheidende Rolle: Energy-Management und CO2-Tracking des eingesetzten ERP-Systems helfen zu verstehen, wie ein Unternehmen nicht zuletzt in der industriellen Fertigung CO2-Emissionen erkennen und einsparen kann. Durch eine Energiemanagementlösung dient das ERP-System beispielsweise in der Automobilindustrie als Datenzentrale für das Monitoring und die Steuerung sämtlicher Energieflüsse. Das ERP-System weist zudem auf Basis der gesammelten daten die entsprechende CO₂-Bilanz aus.