„Die faulen Programmierer sind die besten“

Beitrag von Dr. Dietmar Müller

Chefredakteur Beyond Buzzwords

28. November 2025

Entwickler und Systemarchitekten der SAP kamen in Berlin zusammen und kniffelten über ihre eigene Zukunft. Vorstand Muhammad Alam versprach ihnen, auf absehbare Zeit nicht arbeitslos zu werden, auch und gerade wenn sie faul sind.


SAP hat sine Entwickler-Community zur TechEd nach Berlin geladen. Dort griff SAP-Vorstandsmitglied Muhammad Alam, verantwortlich für Product & Engineering, gleich in seinen ersten eröffneten Worten das Thema auf, das Beyond Buzzwords im Oktober umgetrieben hat: Die Zukunft des Programmierens bzw. der Informatik. Gibt es die angesichts der enormen Fähigkeiten der KI überhaupt?

Alam gab darauf eine eindeutige Antwort: Den Entwicklern von SAP geht die Arbeit so bald nicht aus, einfach weil es so viel zu tun gibt. Das kann Alam angesichts der Fülle an neuen Projekten und Initiativen, die in Berlin vorgestellt beziehungsweise angekündigt wurden, durchaus glauben. Die KI mache die Entwickler leistungsfähiger, verdrängen werde sie sie aber auf absehbare Zeit nicht.

Die KI ändert auch die SAP

Aber die Arbeit wird sich ändern, so Alam. „Anstatt jede Zeile Code noch selbst zu verfassen, werden weite Sequenzen von der KI übernommen werden. Oder von einem KI-Assistenten.“ Künftig werde die Hauptaufgabe des Menschen darin bestehen, die vielen Agenten zu orchestrieren und zu verwalten.

Entwickler müssen nach Ansicht des Vorstandes künftig auch die Herausforderungen der Branche verstehen, nicht nur die Lösungsarchitektur. Das Know-how werde sich deutlich verändern, um Prozesse in den Bereichen Finanzen, Lieferkette und Kundenerfahrung neu, das bedeutet schneller und direkter, gestalten zu können. Die SAP-Kunden bräuchten einfach keine Konfigurationsexperten mehr, sondern vertrauenswürdige Berater, die zeigen, wie sich die KI in SAP am besten nutzen lässt.

„Tatsache ist, dass Entwickler nicht verschwinden werden“, so Alam. „Sie werden enorm gefördert. Sie entwickeln sich zu den Architekten intelligenter, vernetzter Unternehmen. Die eigentliche Frage ist also nicht, ob wir Entwickler brauchen, sondern wie schnell wir sie befähigen können, in diesem KI-geprägten Zeitalter erfolgreich zu sein und eine Führungsrolle zu übernehmen. Die Zukunft gehört denen, die sich weiterentwickeln“, so Alam.

Die KI tötet nicht, sie hilft


Das waren allerdings noch nicht alle Sprüche des Vorstands an die Entwicklergemeinde. „Die besten Entwickler sind die faulen, und wir werden alles tun, damit sie noch fauler werden können“, scherzte Alam in seiner Keynote. Die Faulheit werde natürlich von der KI unterstützt, die den Programmierern viel Arbeit abnehme. Alam geht davon aus, dass wenigstens 30 Prozent der heutigen Tätigkeiten an KI-Agenten delegiert werden kann.“ Die Arbeit höre, wie eingangs bereits kolportiert, dennoch auf absehbare Zeit nicht auf, „einfach weil es so viel davon gibt“.

Der erst kürzlich vorgestellte SAP-Copilot Joule könne bereits heute bei der Definition von Geschäfts- und Verkaufsprozessen, bei der Erstellung von Berichten sowie der Überwachung von Systemen usw. helfen. Entwickler würden aber weiter benötigt, etwa für neue Konfigurationen, neue Designs oder Implementierungen.

Gemeinsam mit SAP-CTO Philipp Herzig und Michael Ameling, Präsident der SAP Business Technology Platform, hob Alam die Bedeutung der Integration von KI, Daten und intelligenten Agenten zur Transformation von Geschäftsprozessen und zur Förderung von Innovationen hervor. Sie betonten zudem die Bedeutung einer einheitlichen Dateninfrastruktur und den Einsatz fortschrittlicher KI-Modelle und agentenbasierter Technologien innerhalb des SAP-Ökosystems.

In diesem neuen Geschäftsumfeld, so stellten sie fest, wird jedes Unternehmen zu einem Datenunternehmen und jede Benutzererfahrung – von der Basis bis zum Vorstandssaal – wird KI-gesteuert: „Als Entwickler programmieren Sie nicht mehr nur“, sagte Alam. „Sie entwerfen auch intelligente Arbeitsabläufe und steuern KI-Agenten, um konkrete Geschäftsergebnisse zu erzielen.“ Um Entwickler dabei zu unterstützen, konzentriert sich die Strategie von SAP darauf, sie mit Anwendungen auszustatten, sie mit Daten zu verbinden und sie durch KI zu stärken. Die Arbeit, so Alam, gehe also nie aus.

BB_SAP

SAP-Vorstandsmitglied Muhammad Alam auf der TechEd 2025 in Berlin
Foto: Müller

 

Kommentar hinzufügen