Gaia-X lebt!

Beitrag von Dr. Dietmar Müller

Chefredakteur Beyond Buzzwords

02. Juni 2025

Statement von Ulrich Ahle, CEO der Gaia-X Association AISBL

Nextcloud-CEO und -Gründer Frank Karlitschek hatte Anfang des Jahres für Aufregung gesorgt. In der „Wirtschaftswoche“ kündigte er den Ausstieg seines Unternehmens aus dem europäischen Cloud-Konsortium Gaia-X an, denn „vom ursprünglichen Ziel, eine europäische Cloud-Alternative zu den amerikanischen Hyperscalern wie Amazon oder Microsoft auf die Beine zu stellen“ sei heute nicht mehr die Rede. Das Projekt sei damit praktisch „tot“.

Dem widerspricht Ulrich Ahle, CEO der Gaia-X Association AISBL, gegenüber Beyond Buzzwords vehement. Das europäische Projekt für digitale Souveränität sei alles andere als gescheitert und liefere bereits Ergebnisse. Die Einschätzung, wonach das Projekt am Ende sei, beruhe auf einem Missverständnis der Rolle und der Ziele von Gaia-X:
Gaia-X sei eben kein Hyperscaler und „auch nie als solcher gedacht“ gewesen. Bei Gaia-X handle es sich vielmehr um ein Rahmenwerk – eine Kombination aus technischen Spezifikationen, Governance-Regeln und Compliance-Tools –, das es Unternehmen und Institutionen ermöglicht, Daten souverän, interoperabel und vertrauenswürdig zu teilen.

Diese Form der digitalen Souveränität sei aktueller denn je. Deutschland und Europa benötigten digitale Infrastrukturen, die auf europäischen Werten beruhen – Transparenz, Offenheit, Datenschutz und Interoperabilität. Genau das sei die Mission von Gaia-X.

 

Gaia-X liefert vorzeigbare Ergebnisse

Und diese Mission werde bereits verwirklicht: In Deutschland seien mehr als 14 branchenspezifische Arbeitsgruppen im Gaia-X Hub Deutschland aktiv – von der Gesundheitswirtschaft bis zur Mobilität. In ganz Europa nutzten über 180 Anwendungsfälle das Gaia-X Rahmenwerk, darunter Initiativen wie Catena-X, Pontus-X und Mobility Data Space. Diese Datenräume ermöglichten CO₂-Bilanzen in der Lieferkette, nachhaltige Produktionsprozesse und innovative, datengetriebene Geschäftsmodelle – insbesondere für den deutschen Mittelstand.

Ein häufig genannter Kritikpunkt ist die Beteiligung großer US-Cloud-Anbieter. Das liege daran, dass Gaia-X niemanden ausschließen möchte – aber alle, die teilnehmen, müssen sich laut Ahle an gemeinsame Spielregeln halten. Das bedeute die Einhaltung europäischer Datenschutzgesetze, Transparenz bei der Datenverarbeitung sowie Garantien für Portabilität und Reversibilität. So schaffe Gaia-X faire Wettbewerbsbedingungen – auch für kleine europäische Anbieter.

Gaia-X liefert den Rahmen

„Was Gaia-X liefert, ist kein fertiges Produkt, sondern ein Rahmen, in dem ein digitales Europa aufgebaut werden kann: föderiert, sicher und innovativ“, so Ahle. Das sei zweifellos komplexer, als eine zentrale, proprietäre Plattform zu schaffen. „Doch wer langfristige digitale Unabhängigkeit anstrebt, muss diese Komplexität in Kauf nehmen“, meint der CEO. Aktuelle Entwicklungen wie der European Health Data Space (EHDS) und das Cloud & AI Development Act zeigten deutlich, dass Europa eigene Standards entwickelt – und Gaia-X sei ein zentraler Bestandteil dieser Entwicklung.

Die Schlussfolgerung von Ahle: Gaia-X lebt! Es entwickle sich weiter – mit einer Community, mit Industrieprojekten und mit europäischen sowie internationalen Partnern. Die deutsche Politik wäre gut beraten, nicht neuen Schlagwörtern hinterherzulaufen, sondern in das zu investieren, was bereits existiert und funktioniert. Gaia-X sei kein Prestigeprojekt – Ahle hält es für das Fundament von Europas digitale Zukunft.

Fazit von Ulrich Ahle, CEO der Gaia-X Association AISBL

„Gaia-X wird nicht nur weitergeführt, sondern expandiert - sowohl in Europa als auch international. Die Behauptung, Gaia-X sei ‚tot‘, entspricht nicht der Realität. Mit über 150 Implementierungsprojekten, einem wachsenden Netzwerk von digitalen Clearingstellen (GXDCH) und einer zunehmenden Akzeptanz durch Unternehmen und Institutionen ist Gaia-X aktiver denn je.“

 

 


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