Die größten Herausforderungen der Cloud-Migration

Beitrag von Dr. Dietmar Müller

Chefredakteur Beyond Buzzwords

11. Juni 2025

Eine Cloud-Migration ist in der Durchführung komplex und erfordert ausgefeilte Planung.

Doch trotz aller Sorgfalt stehen Unternehmen immer wieder vor denselben Herausforderungen während des Migrationsprozesses selbst. Beyond Buzzwords zeigt die größten Herausforderungen sowie Strategien zu ihrer Bewältigung auf.

Die Nutzung der Cloud ist nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Notwendigkeit für Unternehmen. Wie sonst sollen sie agil, kosteneffizient und wettbewerbsfähig bleiben? Da immer mehr Unternehmen die Vorteile des Cloud-Computings erkennen, hat sich die Migration in Cloud-Umgebungen beschleunigt. Diese rasante Einführung bringt jedoch auch eine Reihe von Herausforderungen mit sich. Die Entwicklung einer umfassenden Cloud-Migrationsstrategie erfordert die Berücksichtigung von Geschäftszielen und vorhandenen Systemen.
In diesem Artikel zeigen wir die üblichen Herausforderungen bei der Cloud-Migration auf, und wie Unternehmen sie bewältigen können.

  1. Kompatibilität und Abhängigkeit
    Viele Legacy-Systeme, benutzerdefinierte Anwendungen und Software von Drittanbietern wurden nicht für Cloud Computing entwickelt. Im Falle einer Migration in die Cloud führt das zu Kompatibilitätsproblemen, Abhängigkeiten und Komplexitäten. Unternehmen müssen daher die Kompatibilität zwischen ihrer vorhandenen Infrastruktur, ihren Anwendungen und der Ziel-Cloud-Umgebung sicherstellen. Dies gilt sowohl für Anwender*innen, die per Self-Hosting migrieren, als auch für Nutzer*innen von Cloud Service Providern.
    Um diese Herausforderung zu meistern, kommen die Unternehmen nicht um eine gründliche Bewertung ihrer aktuellen Infrastruktur und Anwendungen herum. Dabei untersuchen sie die aktuelle Infrastruktur und Software auf mögliche Inkompatibilitäten, Abhängigkeiten und Komplikationen hin, die den Übergang behindern könnten. Einen Einheitsansatz dafür gibt es leider nicht, weil Anforderungen, Arbeitslasten und vorhandenen Konfigurationen in jeder Firma anders sind. So bietet sich dann möglicherweise ein Lift-and-Shift-Ansatz an, während andere möglicherweise eine Umgestaltung oder Neustrukturierung ihrer Anwendungen für die Cloud benötigen.

  2. Analysen der Cloud-Ausgaben identifizieren Optimierungsmöglichkeiten
    Die eigenen Assets sind das eine, die des potentiellen Cloud-Service-Providers das andere. Migrationskandidat*innen müssen sich in die Preisstrukturen verschiedenster Anbieter eingraben und das jeweils passendste und günstigste Angebot eruieren. Gerade die Hyperscaler – also AWS, Google, Microsoft und Co – verfügen oft über gewaltige und komplexe Preismodelle. IT-Verantwortliche müssen darin versteckte Kosten für Datenausgang, Speicherung und andere Services ausfindig machen. Aus Erfahrung lässt sich aber sagen, dass dies ungemein schwierig ist, Cloud-Kosten lassen sich den Beteuerungen der Anbieter zum Trotz nur schwer abschätzen.
    Darüber hinaus kann eine ineffiziente Ressourcenzuweisung – also eine Über- oder Unterbereitstellung - zu unnötigen Kosten führen. Ohne geeignete Tools zur Cloud-Überwachung und Kostenverwaltung laufen Anwendende zudem Gefahr, den Überblick über ihre Cloud-Ausgaben zu verlieren. Solche Tools werden zum Teil von den Anbietern selbst zur Verfügung gestellt, nicht selten kommen sie aber auch aus den Reihen der Consultants. Diese können auch Best Practices an die Hand geben, etwa für die Anpassung der Instanzgröße an die Anforderungen, für die Nutzung reservierter Instanzen oder Spot-Instanzen sowie für die Automatisierung der bedarfsgerechten Ressourcenskalierung. Eine kontinuierliche Überwachung und Analyse von Cloud-Nutzungsmustern ist in der Folge wichtig, um datenbasierte Entscheidungen zu treffen und Bereiche zur Kostenoptimierung zu identifizieren.

  3. Datensicherheit und Compliance
    Die Migration insbesondere kritischer Daten und Workloads in die Cloud erfordert einen umfassenden Plan zur Bewältigung von Sicherheitsrisiken. Dazu gehören robuste Zugriffskontrollen, Verschlüsselungsmechanismen und Einhaltung gesetzlicher Compliance-Standards.
    Auch sind Datensicherheit und das Einhalten von Branchenvorschriften unbedingt zu gewährleisten. Andernfalls kann es zu Bußgeldern wegen Verstößen gegen den Datenschutz und Cloud-Compliance-Regeln sowie damit einhergehend zur Schädigung des Rufs des jeweiligen Unternehmens kommen. Dafür müssen die eigenen Anforderungen mit den Sicherheitsprotokollen, Datenschutzrichtlinien und Compliance-Zertifizierungen des potentiellen Cloud-Dienstanbieters abgeglichen werden. Daneben sind Sicherheitsprüfungen, Reaktionspläne und kontinuierliche Schulungen der Mitarbeiter unerlässlich.

  4. Umstellung auf Cloud-Infrastrukturen
    Die Entwicklung einer optimalen Cloud-Infrastruktur stellt eine große Herausforderung dar. Denn jeder Cloud-Anbieter hat unterschiedliche Funktionen, Preismodelle und Serviceangebote in petto. Anwender müssen sich da hineingraben und die passende Infrastruktur für ihre spezifischen Anforderungen, Workloads und Budgets finden. Noch vor der Migration sollten die Kompatibilität und die nahtlose Integration mit der bestehenden Infrastruktur sichergestellt sein. Durch eine proaktive Planung und Gestaltung der Cloud-Infrastruktur können Unternehmen den Grundstein für eine nahtlose Migration legen, die Skalierbarkeit, Kosteneffizienz und Hochverfügbarkeit sicherstellt.

  5. Datenmigration und -integration
    Die Übertragung großer Datenmengen aus bestehenden Systemen in die Cloud ist eine kritische Angelegenheit. Selbst kleine Fehler oder Inkonsistenzen haben schwerwiegende Folgen für die Datenqualität, den Geschäftsbetrieb und die Entscheidungsprozesse. Diese Herausforderung wird durch Hybrid-Cloud-Umgebungen verschärft, muss doch eine nahtlose Integration zwischen Cloud-basierten und lokalen Systemen gewährleistet werden.
    Unternehmen benötigen dafür robuste Datenvalidierungs-, Fehlerbehandlungs- und Backup-Mechanismen, um die Datenqualität während des gesamten Migrationsprozesses aufrechtzuerhalten. Das Ergebnis ist eine Konsolidierung der Daten aus mehreren Quellen in einer einheitlichen Cloud-Umgebung, was den Anwender*innen fortschrittliche Analysen erlaubt, um wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen und bessere Geschäftsentscheidungen treffen zu können.

  6. Netzwerk- und Konnektivitätsengpässe
    Cloud-basierte Anwendungen sind nur so stark wie ihre Netzwerke, selbst geringfügige Latenz- oder Bandbreitenprobleme können sich erheblich auf die Benutzererfahrung, die Reaktionsfähigkeit der Anwendung und die allgemeine Betriebseffizienz auswirken. Insbesondere latenzempfindliche Anwendungen wie z. B. Echtzeit-Datenverarbeitung, Video-Streaming oder Online-Spiele stehen und fallen mit der Netzwerkleistung. Unternehmen komen im Zuge der Migration in die Cloud also nicht darum herum, die Netzwerkleistung und die Netzwerklatenz zu optimieren. Die Implementierung einer sicheren und zuverlässigen Konnektivität zwischen On-Premises- und Cloud-Umgebungen ist ebenfalls unumgänglich.

  7. Organisatorisches Change-Management
    Die komplexen technischen Aspekte der Cloud-Migration sind das eine, das andere ist das menschliche Element. Die Einführung von Cloud-Technologien erfordert oft eine grundlegende Veränderung der Geschäftsprozesse, Arbeitsabläufe und Fähigkeiten der Mitarbeiter. Widerstand gegen Veränderungen, mangelnde Akzeptanz und die mangelnde Bereitschaft, neue Arbeitsweisen anzunehmen, sind die üblichen Folgen in der Belegschaft. Unternehmen müssen in Schulungsprogramme, Zertifizierungen und Initiativen zum Wissensaustausch investieren, um die Mitarbeitenden zu motivieren und die Sinnhaftigkeit des Projektes vermitteln zu können.

  8. Cloud-Governance
    Die Migration in die Cloud bringt neue Herausforderungen im Zusammenhang mit der Einhaltung von Organisationsstandards und gesetzlichen Vorschriften mit sich. Sind Rollen und Verantwortlichkeiten nicht klar definiert, führt das erfahrungsgemäß zu einer chaotischen Bereitstellung und Verwaltung der Cloud-Ressourcen. Teams stellen dann Cloud-Ressourcen vergleichsweise wahllos bereit, was naturgemäß zu Budget-Überschreitungen und Compliance-Problemen führt.
    Durch die Einrichtung von Genehmigungs-Workflows und Budget-Kontrollen wird sichergestellt, dass der Verbrauch von Cloud-Ressourcen mit den Vorgaben der Firma übereinstimmt. Auch empfiehlt sich eine Implementierung standardisierter Richtlinien und Verfahren für die Ressourcenbereitstellung, die Datenaufbewahrung, Sicherheitsprotokolle und andere Cloud-Vorgänge.

  9. Überwachung und Störungsmanagement
    Die Cloud-Migration ist unumgänglich, führt aber mit Sicherheit zu neuen Komplexitäten, etwa bei der Überwachung und dem Incidence-Management. Die dynamische und verteilte Natur der Cloud-basierten Infrastruktur in Verbindung mit der zunehmenden Abhängigkeit von externen Cloud-Service-Providern kann es schwierig machen, die
    Anwender*innen dürfen auch bei der Nutzung mehrerer Provider nie den Überblick und die Kontrolle über ihre Daten und deren Kosten verlieren. Es gilt, permanent Transparenz und Kontrolle über das gesamte IT-Ökosystem aufrechtzuerhalten. Ohne eine umfassende Cloud-Überwachungs- und Protokollierungsstrategie werden Unternehmen große Schwierigkeiten habbekommen. Durch das Sammeln und Analysieren von Protokolldaten sind sie dagegen in der Lage, Probleme proaktiv zu identifizieren und zu beheben.

Wir sehen:
Die Nutzung der Cloud ist nicht nur ein Trend, sondern auch mit vielen Hürden gepflastert. Dennoch muss der Weg gegangen werden, die neue Technologie macht agil und ist kosteneffizient. Nur das „Wie?“ ist strittig. Lesen Sie in den kommenden Tagen die Konzepte führender ERP-Anbieter für den Marsch des Mittelstandes in die Cloud.

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