Open Source soll AI durchsichtig machen
Open Source Software wird von 97 Prozent der Fachleute in Unternehmen genutzt, sie gilt als Schlüssel zur Reduzierung von Entwicklungs- und Betriebskosten. Nun soll sie auch die Artificial Intelligence transparenter machen.
Insbesondere in der Automobilbranche ist Open Source Software (OSS) auf dem Vormarsch: Aus gutem Grund: OSS sorgt für Code, der öffentlich zugänglich ist, damit jeder ihn ansehen, auf versteckte Fallen hin überprüfen und selbst abändern kann. Sie wird kollaborativ entwickelt und basiert auf Peer-Review und Community-Produktion. OSS ist zudem oft günstiger, flexibler und langlebiger als proprietäre Software, da sie von Communities und nicht von einem einzelnen Autor oder Unternehmen entwickelt wird.
In der Automobilbranche sorgt OSS laut einer neuen Studie der Eclipse Foundation für Kosteneffizienz, Innovation und Nachhaltigkeit:
- Über 97 Prozent der Software-Experten nutzen OSS häufig, mehr als die Hälfte der Entscheider sehen darin einen entscheidenden Erfolgsfaktor für ihre Teams.
- Rund 70 Prozent der Unternehmen sehen in OSS einen zentralen Treiber der Kostenreduktion. Mehr als die Hälfte erwartet eine Senkung der Betriebsausgaben um bis zu 25 Prozent über den gesamten Lebenszyklus.
- Dank des kollaborativen Ansatzes von OSS müssen essenzielle Software Layer nicht mehr in Silos entwickelt werden. So können Automobilhersteller ihre Ressourcen auf innovative Features fokussieren.
- Integration, Interoperabilität und Kollaboration sind die Top-Prioritäten der Entscheider bei der Einführung von OSS für SDVs.
„Open Source Software spielt eine Schlüsselrolle für den Übergang der Automobilbranche zum Software-Defined Vehicle“, sagt Mike Milinkovich, Executive Director der Eclipse Foundation. „Diese Studie unterstreicht den wesentlichen Beitrag von Open Source zu diesem Paradigmenwechsel und zeigt, wie ein offener, kollaborativer Ansatz bei der Softwareentwicklung der Automobilbranche zu mehr Effizienz, Innovationskraft und Nachhaltigkeit verhelfen kann.“
Open Source soll AI sicher machen
Das Prinzip der OSS ist noch viel mehr als bei herkömmlicher Software für Artificial Intelligence (AI)-Plattformen und -Apps von großer Bedeutung, denn diese präsentieren sich dem Anwender oft als eine Art „Black Box“, deren Funktionsweisen nicht nachgeprüft werden können. „Da AI ganze Branchen und die Gesellschaft grundlegend verändert, gibt es kein dringenderes Anliegen für die Open-Source-Community als die regulatorische Anerkennung von Open-Source-AI-Systemen“, so Milinkovich weiter. Nur mit diesen Werkzeugen könne künstlich intelligenter Code nachvollziehbar entwickelt werden. Allen voran könne AI in zwei Bereichen die AI durchsichtiger machen:
- Transparenz & Sicherheit: Open-Source-AI stellt wichtige Informationen für Prüfsysteme und zur Minderung von Voreingenommenheit bereit, gewährleistet Verantwortlichkeit und Transparenz der Datenquellen und beschleunigt die AI-Sicherheitsforschung. Sie stellt mehr Modelle zur Verfügung und bekämpft die AI-Monokultur, indem mehr Interessengruppen Zugriff auf die grundlegende Technologie erhalten.
- Einsatzmöglichkeiten: Open Source-AI bietet Entwicklern Zugriff auf Ressourcen, die für die Entwicklung kontextspezifischer, lokalisierter Anwendungen von entscheidender Bedeutung sind, die die kulturelle und sprachliche Vielfalt repräsentieren und Modelle ermöglichen, die auf unterschiedliche Wertesysteme abgestimmt sind.
Warnung vor OSS-Washing
Aber Achtung: Diverse Anbieter bezeichnen ihre AI-Systeme als „Open Source“, obwohl ihre Lizenzen Einschränkungen enthalten, die den anerkannten Prinzipien und Freiheiten von Open Source widersprechen. Die Open-Source-Stiftung Eclipse Foundation und die Non-Profit-Organisation Open Source Initiative (OSI), Hüterin der Open-Source-Definition, bündelten daher erst vor kurzem ihre Kräfte: Ein gemeinsames Memorandum of Understanding (MoU) soll Helfen, Open-Source-Prinzipien in der AI-Regulierung zu verankern. Auch wollen sie sicherstellen, dass neue AI-Regulierungen mit den international anerkannten OSI-Open-Source-Definitionen sowie den grundlegenden Werten und Prinzipien von Open Source übereinstimmen.
„AI ist die wohl bedeutendste Technologie unserer Generation“, so Stefano Maffulli, Geschäftsführer der Open Source Initiative. „Die Herausforderung besteht nun darin, Richtlinien zu entwickeln, die nicht nur das Wachstum der AI fördern, sondern auch sicherstellen, dass Open Source AI in diesem sich wandelnden Umfeld gedeiht. Die Zusammenarbeit mit der Eclipse Foundation, mit ihrer Erfahrung in der europäischen Open-Source-Entwicklung und der Einhaltung von Vorschriften, ist entscheidend, um die Zukunft der Open Source AI mitzugestalten.“
Da in verschiedenen Regionen, darunter auch in der EU, neue AI-Regulierungen bevorstünden, müssten die politische Entscheidungsträger sowohl über besondere Herausforderungen als auch einzigartige Chancen von Open-Source-AI-Technologien (OSAI) aufgeklärt werden. Die rasante Entwicklung der AI-Technologien und die bevorstehenden komplexen regulatorischen Rahmenbedingungen erforderten eine klare, konsistente und auf Open-Source-Prinzipien basierende Orientierungshilfe. Darum wollen sich nun OSI und die Eclipse Foundation gemeinsam kümmern.